Nach rund acht Jahren rückläufiger Insolvenzzahlen rechnet der Kreditversicherer Atradius in diesem Jahr wieder mit einer Zunahme der Firmenpleiten. Laut aktueller Insolvenzprognose dürften die Unternehmensinsolvenzen in Europa um zwei Prozent sowie in Asien und der Pazifikregion um ein Prozent steigen. Während die Fallzahlen in den USA stabil bleiben sollen, dürfte in Kanada indes ein leichter Rückgang von einem Prozent zu verzeichnen sein.
Den stärksten Anstieg auf den europäischen Märkten befürchtet Atradius indes in Großbritannien mit einem Plus von sieben Prozent sowie in Italien mit einem ebenfalls deutlichen Anstieg von sechs Prozent. "Im Zuge des Brexits sehen wir bereits seit vier aufeinanderfolgenden Quartalen eine deutliche Abschwächung der Unternehmensinvestitionen. Das hat erhebliche negative Auswirkungen auf kleinere Firmen entlang der gesamten Lieferkette, vor allem im Einzelhandel sowie im Bausektor", kommentiert Andreas Tesch, Chief Market Officer von Atradius. Auch in Deutschland rechnet der Kreditversicherer mit einem Anstieg der Firmenpleiten von drei Prozent. Deutliche Rückgänge bei den Unternehmensinsolvenzen in Europa verzeichnet Atradius hingegen in Luxemburg (minus zehn Prozent) nur noch Griechenland (minus acht Prozent) und Spanien (minus fünf Prozent). Allerdings kämpfen die beiden letztgenannten Länder nach wie vor mit einem insgesamt hohen Insolvenzniveau.
"Vor allem in Europa hat sich der Ausblick hinsichtlich der Unternehmensinsolvenzen merklich verschlechtert. Das liegt vor allem an den schwachen Wachstumszahlen im zweiten Halbjahr 2018, die deutlich geringer ausfielen als erwartet."
In den USA rechnet der Kreditversicherer hingegen mit einer stabilen Entwicklung bei den Firmenpleiten. "Nach einem recht holprigen Start in das neue Jahr zeichnet sich hier ein solides Wachstum ab. Das hängt zum einen mit der wieder etwas gelockerten Geldpolitik der FED zusammen, zum anderen stützen ein guter Arbeitsmarkt sowie ein stabiles Konsumklima die Wirtschaft. Auch die Fortschritte bei den Handelsgesprächen mit China sowie der beendete Shutdown wirken sich positiv auf das Vertrauen der Märkte aus", erläutert Tesch. Lediglich für Kanada rechnet Atradius noch einmal mit einem leichten Rückgang der Unternehmensinsolvenzen um ein Prozent. Für den asiatisch-pazifischen Raum prognostiziert der Kreditversicherer einen Anstieg von einem Prozent, bedingt vor allem durch die sich abkühlende Volkswirtschaft Chinas sowie Unsicherheiten im Welthandel. Während Japan ein Plus von zwei Prozent verzeichnen dürfte, werden sich Australien und Neuseeland hingegen mit einem Rückgang von zwei bzw. drei Prozent vom allgemeinen Trend abkoppeln.
Zu einer ähnlichen Prognose kam jüngst auch die Allianz-Tochter Euler Hermes. In einer aktuellen Insolvenzstudie erwartet der Kreditversicherer einen globalen Anstieg der Unternehmenspleiten um sechs Prozent. Trauriges Schlusslicht ist dabei das Reich der Mitte: So prognostizieren die Ökonomen des Kreditversicherers für 2019 eine weitere Pleitewelle sowie einen Anstieg der Insolvenzen um etwa 20 Prozent - und dies bereits nach einem massiven Anstieg um rund 60 Prozent im vergangenen Jahr. Die Gründe für diese Entwicklung sehen die Wirtschaftsexperten von Euler Hermes zum einen in der anhaltenden Abschwächung und Anpassung der chinesischen Wirtschaft. Allein in Deutschland haben die Unternehmenspleiten einen Schaden von immerhin 2,2 Mrd. Euro verursacht. Im Schnitt entstanden damit Forderungsausfälle für die Gläubiger von knapp 1,1 Mio. Euro pro Insolvenz.