Die zuständigen Aufsichtsräte der Allianz Deutschland und ihrer Tochtergesellschaften haben dem Wechsel Keeses aktuell zugestimmt. Er war seit 2004 bei der Allianz Gruppe und seit 2012 bei der Allianz Deutschland, deren Finanzvorstand er 2013 wurde. Seine Nachfolge wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben, meldet das Unternehmen. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler, Steuer- und Wirtschaftsprüfer arbeitete vor seiner Zeit bei den Münchenern bei KPMG, unter anderem als global verantwortlicher Abschlussprüfer der Deutschen Bank.
Während seiner Zeit als Finanzvorstand der Allianz Deutschland hat Keese unter anderem das Solvency II-Modell eingeführt und einen "maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung einer wertschöpfenden Wachstumsstrategie" geleistet. Die Gründe für seinen Wechsel zu Lloyd‘s sind offenbar im persönlichen Bereich zu suchen, sagen jedenfalls die Allianz und der Scheidende.
"Burkhard Keese hat als Finanzvorstand der Allianz Deutschland für den Strategiewechsel 2018 entscheidende Akzente gesetzt und ich schätze ihn als Kollegen und Menschen, deshalb bedaure ich seinen Weggang“, sagt Klaus-Peter Röhler, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland. "Zugleich respektiere ich seinen Wunsch, nach sieben Jahren erfolgreicher Tätigkeit für die Allianz Deutschland eine Aufgabe bei einer international bekannten Institution zu übernehmen, bei der er seine große Expertise und Erfahrung im Finanz- und Versicherungsbereich einbringen kann", ergänzt der Deutschlandchef.
Der bald nicht mehr Vorstand kommentiert seinen Wechsel mit den Worten: "Für mich ist der Wechsel zu Lloyd’s eine sehr schöne Möglichkeit, denn ich kann in der neuen Funktion im internationalen Finanzgeschäft tätig sein. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, denn die Zeit bei der Allianz hat mir viel Freude gemacht und mich geprägt. Ich wünsche den Kolleginnen und Kollegen der Allianz weiterhin viel Erfolg, das Unternehmen geht den richtigen Weg."
Eine bedeutende Stelle wird frei
Ob Keese wirklich nur die Lust gepackt hat, die Versicherungsbörse Lloyd‘s gemeinsam mit deren neuen Chef John Neal durch den kommenden (harten?) Brexit zu steuern oder ob es bei der Allianz intern knirscht, wird die Zukunft zeigen.
Sicher ist, bei der Allianz Deutschland bleibt kein Stein auf dem anderen. Seit 2018 gibt es fünf neue Vorstände, inklusive dem Chef. Noch nicht alle Neuen haben ihre Aufgaben bereits angetreten.
Der Deutschlandchef Röhler selbst ersetzte im Jahr 2018 Manfred Knof, nachdem diesen ein schwieriges Verhältnis zu Allianz-Chef Oliver Bäte nachgesagt wurde, was beide Parteien bestritten. Im Januar wurde bekannt, dass Nina Klingspor (49) zum 1. April 2019 neue Vorstandsvorsitzende der Allianz Private Krankenversicherung und Vorstand der Allianz Deutschland wird. Sie folgt auf Birgit König (54), welche die Chefinnenrolle bei der internationalen Einheit Allianz Digital Health (ADH) übernimmt.
Ebenfalls seit dem Jahr 2018 neu im Vorstand sind Ana-Cristina Grohnert (Personal) und Fabio De Ferrari (Operations), was gemeinsam mit dem noch vorzustellenden neuen CFO in der Summe fünf neue Vorstände bedeutet. Der Umbruch bei der Allianz (Deutschland) ist still und heimlich bereits weit fortgeschritten.
Ob Markus Faulhaber (Jahrgang 1953) noch viele Jahre bei der Allianz bleiben wird, ist altersbedingt nicht zu erwarten, dann wäre Bernd Heinemann, Jahrgang 1966, seit 2010 im Vorstand der Alterspräsident - Joachim Müller ist seit 2014 Mitglied des Vorstands im Ressort Vertrieb.
Viel los in der Chefetage der Münchener, alles normale Wechsel oder Anzeichen von internen Problemen? Bisher reine Spekulation, aber ketzerisch könnte man schon fragen, an wen folgende Aussage Bätes gerichtet war: "Die, die nicht mitmachen wollen, muss man nach Hause schicken?"